Hard, 09.06.2023 – Das Landesfischereizentrum bewährt sich seit mittlerweile 21 Jahren als Kompetenzzentrum für Fischerei und Gewässerökologie. Das – pandemiebedingt mit einjähriger Verspätung begangene – 20-Jahre-Jubiläum wird mit einem Tag der offenen Tür am morgigen Samstag, 10. Juni, gefeiert und bietet die Gelegenheit, gemeinsam mit den Interessenvertretungen der Fischerei die vielfältigen Aktivitäten und Leistungen sowie die aktuelle Situation in diesem Bereich ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Bei einer Pressekonferenz heute Freitag, 9. Juni, erläuterte Landesrat Christian Gantner die aktuellen Herausforderungen der Bodenseefischerei. Während sich vor allem die Binnenfischerei steigendem Interesse erfreut, befinden sich insbesondere die Berufsfischerei aktuell in einer herausfordernden Situation, da die Erträge seit Jahren rückläufig sind. „Die Fischerei hat in Vorarlberg eine lange Tradition, auf die wir sehr stolz sind und die es auch weiterhin zu erhalten gilt. Daher sind wir gemeinsam mit Betroffenen und Fachleuten bemüht, Lösungen zu finden, damit die Fischerei in Vorarlberg eine Zukunft hat“, so der Landesrat.
Die Berufsfischerei üben in Vorarlberg noch neun Personen mit Halden- und Hochseepatent aus. Im Bereich der Freizeitfischerei am Bodensee werden in Vorarlberg durchschnittlich 2.800 Jahreskarten und 4.000 Tageskarten pro Jahr ausgegeben. Die übrigen Gewässer im Lande sind in 137 Fischereireviere eingeteilt, davon werden 119 aktiv bewirtschaftet. Im Mittel werden in der „Binnenfischerei“ 5.200 Jahreskarten mit leicht steigender Tendenz und 15.000 bis 16.000 Tageskarten pro Jahr ausgegeben.
Der seit Jahren rückläufige Ertrag der Berufsfischerei am Bodensee ist in erster Linie dem Einbruch bei den planktonfressenden Felchen geschuldet. Bis 2015 wurden rund um den Obersee noch 400 bis 600 Tonnen Speisefische angelandet, ca. zwei Drittel davon Felchen. Seither wurden im Mittel noch rund 270 Tonnen Fisch gefangen, zuletzt waren es im Jahr 2022 nur noch 153 Tonnen. Davon wurden 21,6 Tonnen in Vorarlberg angelandet, überwiegend Barsche und Rotaugen.
Aus Sicht der Berufsfischer ist zugleich mit der in Ausarbeitung befindlichen ganzjährigen Schonung des Felchens ein Maßnahmenpaket erforderlich, damit der Felchenbestand langfristig wieder gestärkt werden kann, betont der Obmann des Vereins der Vorarlberger Berufsfischer, Albert Bösch.
Landesfischereizentrum bündelt Kompetenz und Service
In allen Themenbereichen von Fischerei und Fischökologie – von der fachlichen Betreuung der Gesetzgebung über die Expertise in wasserrechtlichen und naturschutzrechtlichen Verfahren und die Ausbildung bis hin zum Besatz – übernehmen das Landesfischereizentrum und die Mitarbeitenden des Funktionsbereiches Fischerei und Gewässerökologie der Abteilung Landwirtschaft und ländlicher Raum (Va) wichtige Funktionen. Nikolaus Schotzko, der Leiter des Landesfischereizentrums, verweist dabei auf die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen der Landesverwaltung und mit dem Fischereiverband für das Land Vorarlberg sowie auf die Mitwirkung in nationalen Arbeitsgruppen und internationalen Kommissionen. „Das Landesfischereizentrum hat dabei als kompetenter Partner und Servicestelle für die Fischerei eine Schlüsselfunktion“, so Gantner.
Das Landesfischereizentrum erfüllt vielfältige Aufgaben:
- Fischereifachstelle des Landes Vorarlberg, Fischereiverwaltung, Fischereistatistik
- Gutachten u. Stellungnahmen zu fischereibiologischen Fragen in behördlichen Verfahren
- Durchführung fischereibiologischer Untersuchungen
- Gewässerzustandsüberwachung (Biologische Qualitätskomponente Fischfauna)
- Fachberatung Fischerei und Aquakultur
- Zwischengeschaltete Stelle des BML zur Förderung von Fischerei und Aquakultur (EMFAF)
- Führungen und Vorträge; Berichte zu Fachthemen (Öffentlichkeitsarbeit)
- Fischbrutanstalt zur Aufzucht von Felchen, Seeforellen und anderen gefährdeten Fischarten; Lehr- und Ausbildungsbetrieb (Fischereiwirtschaft)
- Durchführung von Kursen und Schulungen (Fischereiausbildung) in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverband für das Land Vorarlberg
- Staatliche Fischereiaufsicht für den Bodensee
Die personelle Ausstattung umfasst zwei Sachverständige und einen Fischereimeister. Dazu kommen eine Hilfskraft, ein Auszubildender sowie ein staatlicher Fischereiaufseher für den Bodensee. Auf einer Fläche von 800 m² sind die diversen Räumlichkeiten einschließlich Fischzuchthalle und Bootshäusern untergebracht. Die Fischzucht umfasst fünf Brutschränke für 400.000 Forelleneier und 24 Zugergläser (1.200 Liter) für 80 Millionen Felcheneier sowie 14 Langstrombecken und 18 Rundbecken in verschiedenen Größen.
Fischbestände zeigen die ökologische Qualität von Gewässern an
Seit der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie in nationales Recht kommt den Fischen eine zusätzliche besondere Rolle zu: Die Fischfauna ist inzwischen die maßgebliche biologische Qualitätskomponente für die Beurteilung des ökologischen Zustandes der Gewässer.
Im Bereich des Gewässermanagements wurde schon viel Positives erreicht, um die ökologische Funktionsfähigkeit der Gewässer wiederherzustellen. An Ill, Bregenzerach und Leiblach wurden und werden große Rampen anstelle von Absturzbauwerken errichtet, die Wasserkraft gibt mehr Restwasser ab, reduziert die Sunkrate bei den Schwallabgaben und baut Fischaufstiegshilfen an ihren Anlagen – aktuell stehen gerade die Fischtreppen in Kennelbach, Bozenau und Bersbuch unmittelbar vor der Umsetzung.
Integrativer Hochwasserschutz
Ein wichtiges Anliegen des Landes Vorarlberg ist der integrative Hochwasserschutz mit dem Ziel, den Schutz der Menschen und der Infrastruktur zu gewährleisten und gleichzeitig den guten ökologischen Zustand zu erreichen. Dazu braucht es in der Regel wieder mehr Flächen für die Gewässer und für die Umsetzung von Projekten die Zustimmung der Anrainer. Einige Projekte konnten bereits umgesetzt werden (z.B. Ill in Gisingen), für andere laufen aktuell die Planungen – konkret für den Spirsbach, die untere Dornbirnerach und den Lustenauer Kanal. Schrittweise soll in allen Gewässern der gute ökologische Zustand / das gute ökologische Potential erreicht bzw. gewahrt werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Artenschutz. Von den 32 heimischen Fischarten sind mehr als die Hälfte in irgendeiner Weise gefährdet. „Auch in diesem Bereich nimmt das Land seine Aufgaben war, einerseits durch den Lebensraumschutz, andererseits durch die Stützung gefährdeter Arten wie Äsche oder Nase durch autochthonen Besatz mit den Methoden der Fischzucht“, so der Landesrat.
Weitere Infos sind unter www.vorarlberg.at/landesfischereizentrum verfügbar.